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Und warum wir diese Redewendung bisher falsch verstanden haben

Glaube kann Berge versetzen. Das hört man oft. Nicht so viele Menschen wissen jedoch, dass dieses geflügelte Wort aus der Bibel stammt. An einer Stelle in Matthäus 17:20 sagt Jesus:


"So ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so mögt ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen dorthin! so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein." (DELUT)


So lustig ich das Lutherdeutsch finde, es geht mir nicht um den Wortlaut dieser Übersetzung, sondern um die Message. Und wenn es Dir ansatzweise wie mir geht, hast Du die bisher völlig falsch verstanden.


Wenn ich fest dran glaube, kann ich mein Problem ändern. - Nein!


Ich dachte immer, dass diese Stelle besagt, dass ich nur kräftig glauben muss, damit ich ein Problem lösen kann. Ich meine, wollen wir das nicht alle? Eine Lösung für all unsere Probleme? Einfach fest dran glauben und eine Lösung zeigt sich und der Berg verschwindet - herrlich!


In meiner Arbeit als Mentor und Coach höre ich viele Geschichten aus den Leben der Menschen. Neulich erzählte eine Klientin eine geschlagene halbe Stunde von der Schwere ihres Problems. Lang und breit legte sie mir ihre Beweisführung dar, die aufzeigte, dass diese Sache wirklich schwer zu lösen war. Schon zückte sie die Redewendung, um die wir uns hier heute drehen: "Ich weiß ja auch, dass ich glauben muss, dass das lösbar ist, damit es sich ändert. Glaube versetzt Berge, stimmt's!?"


Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. "Was, wenn Du das Problem gar nicht lösen musst, damit es sich ändert?", sagte ich. Meine Klientin war erschüttert.


Versetzte Berge sind keine erklommenen Berge


Wenn die Berge unsere Probleme darstellen, wie sollen wir also damit umgehen? Sie zu lösen wäre oft eher ein Erklimmen des Berges. Oder gar ein Sprengen des Berges. Wir sollen aber glauben - und das nur minimal - und die Berge heben, bis wir sie schließlich woanders platzieren.


Einige Bibelübersetzungen zeigen uns, wie das Berge heben geht: Durch Gebet und Fasten (Matt. 17:21). Was ist Gebet? Mittelhochdeutsch gebet, althochdeutsch gibet = zu bitten. Was ist eine Bitte? Ein klarer Wunsch. Wir sollen uns also wünschen, was unser hinter dem Berg unserer Probleme erwarten soll. Achso! Hand aufs Herz: Wie oft jammern wir bloß stundenlang über unsere Probleme, ohne jemals darüber zu reden wie wir es gerne hätten?


Und was ist Fasten? Jetzt kommt's: gotisch fastan „(fest)halten, streng beobachten, bewachen“. Wir kennen Fasten auch als Verzicht. Was, wenn es bedeutet, auf das Gejammere und Beklagen zu verzichten und den Wunsch fest in Deinem Herzen zu bewachen?


Wie meine Klientin Berge versetzte


Mit genannter Klientin haben wir das übrigens direkt getestet. In meinem Change Programm machen wir sowas direkt, spielerisch und leicht. Gemeinsam erarbeiteten wir, wie die ideale neue Situation, also die OHNE das Problem, aussehen soll, was sie möchte und wie sie es sich wünscht. Und dann tat sie nichts weiter, als auf alles zu verzichten, was sie dauernd über das Problem nachdenken ließ.


Das Ergebnis war, dass nach ein paar Tagen plötzlich neue Möglichkeiten auftauchten. Sie redete zufällig hier mit jemandem, schnappte da zufällig einen Satz aus einer Radiosendung auf, hatte eine neue Idee, traf eine neue Entscheidung - und fand sich plötzlich in ihrer Wunschsituation wieder. Und das OHNE auch nur ansatzweise das zuvor bestandene Problem überhaupt zu lösen. Es war immer noch da. Aber plötzlich war es kein Problem mehr.


Den Berg gab es noch. Er stand jetzt nur woanders.

Und genau so schaffst Du es auch.

 






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